Einen Teppich aus Rosen

Vor dem Standesamt in Darmstadt habe ich sie entdeckt:
Ein Meer aus Rosenblättern, das dem Brautpaar den ersten Schritt ins Eheleben so weich und duftend machen sollte, als hätte Amor persönlich den Teppich ausgerollt.

Natürlich wollte ich wissen: Woher kommen all diese Blätter? Kauft man Sträuße im Dutzend und rupft sie wie ein nervöser Teenager beim „Sie liebt mich, sie liebt mich nicht“-Spiel? Oder gibt es irgendwo eine geheime Rosenblattfabrik, in der hunderte Menschen im Akkord zupfen, bis sie nie wieder eine Rose ansehen können?

Im Internet stieß ich auf eine erstaunliche Lösung: 3.000 Rosenblätter für schlappe 13,99 Euro. Das klingt verdächtig günstig.

Sofort tauchten neue Fragen auf:
Wer zählt diese Blätter? Gibt es eine Fachkraft mit dem Berufsbild Rosenblattabzähler/in (m/w/d)? Gibt es gar schon eine Unterstützung mit Hilfe einer Maschine? Das wäre schrecklich, würde es mir doch meine romantische Illusion zerstören!

Was passiert, wenn es nur 2.998 Stück sind – kann man dann reklamieren? Und vor allem: Gibt es eigentlich eine Rosenblatt-Qualitätskontrolle?

Oder ist es doch viel einfacher? Man lädt alle Unglücklich-Verliebten in einen Saal, verteilt Rosensträuße und lässt sie kollektiv zupfen: „Sie liebt mich … sie liebt mich nicht …“ Die Tränen fließen, die Blätter fallen, und am Ende hat man die perfekte Mischung aus Drama, Duft und Dekoration. Das Ganze wird nur noch in hübsche Tütchen gefüllt – und voilà: ein romantisches Geschäftsmodell mit eingebautem Herzschmerz.

Wie auch immer – für mich bleibt das Ganze genauso mysteriös wie die Liebe selbst. Und vielleicht muss man im Leben auch gar nicht jedes Geheimnis lüften.

Zu diesem Thema passt auch mein Beitag “Sie liebt mich, sie liebt mich nicht”

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