Ein Fahrrad lehnt an einer rauchenden Laterne. Fahrradfahren und Rauchen – zwei Welten, die sich widersprechen und doch in diesem Bild vereinen.
Vielleicht ist die Laterne nichts weiter als ein Symbol. Ein Synonym für jene Unterbrechung, die so viele Jahre mein Tagwerk strukturierte: die Raucherpause. Eine kleine Ewigkeit, begrenzt auf die Lebensdauer einer Zigarette. Ein Moment des Stillstands im Strom der Pflichten.
Ich erinnere mich an enge Kaffeeküchen, die letzten legalen Zufluchtsorte der Süchtigen. Dort, wo das Rauchverbot vor der Tür endete und die Gleichheit aller begann – gelebt durch Lachen, von kurzen Gesprächen, von der Solidarität in der Schwäche des gemeinsamen Laster. Diese Pausen waren keine Nebensache, sie waren das heimliche Schmiermittel des sozialen Gefüges.
Unsichtbar, unersetzlich, niemals gewürdigt.
Als ich das Rauchen aufgab, trat ich aus dieser verschworenen Gemeinschaft hinaus.
Ich gewann Atem – und verlor ein Ritual.
Seitdem suche ich nach einem gleichwertigen Ersatz, doch keiner fand sich.
Was bleibt, ist die Erinnerung:
An das Glimmen der Zigarette, an das Verglühen der Zeit –
und an das Gespräch, das mit dem letzten Zug endete.
Die rauchende Laterne und natürlich auch das Fahrrad sind mir in Kassel begegnet.
