Du kannst nur hier, ich dort nur wohnen: Gemeinschaft ist uns nicht verliehn

Delphine

….
So sprang er in die tiefe See.

Ihn decken alsobald die Wogen,
Die sichern Schiffer segeln fort.
Delphine waren nachgezogen,
Als lockte sie ein Zauberwort:
Eh Fluten ihn ersticken,
Beut einer ihm den Rücken
Und trägt ihn sorgsam hin zum Port.

….

So trägt den Sänger mit Entzücken
Das menschenliebend sinn’ge Thier.
Er schwebt auf dem gewölbten Rücken,
Hält im Triumph der Leier Zier,
Und kleine Wellen springen
Wie nach der Saiten Klingen
Rings in dem blaulichen Revier.

Wo der Delphin sich sein entladen,
Der ihn gerettet uferwärts,
Da wird dereinst an Felsgestaden
Das Wunder aufgestellt in Erz.
Jetzt, da sich jedes trennte
Zu seinem Elemente,
Grüßt ihn Arions volles Herz:

»Leb’ wohl und könnt’ ich dich belohnen,
Du treuer, freundlicher Delphin!
Du kannst nur hier, ich dort nur wohnen:
Gemeinschaft ist uns nicht verliehn.
Dich wird auf feuchten Spiegeln
Noch Galatea zügeln,
Du wirst sie stolz und heilig ziehn.« –

Auszug aus “Aron” von August Wilhelm Schlegel

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