Wer freut sich schon über schlechtes Wetter? Es gibt Tage, da ist es kalt, nass, ungemütlich und man weiß nicht, wer schlechter drauf ist, das Wetter oder ich.
Nun stehe ich hier bei Hünfeld in Nordhessen in einem depressiv machenden Wettertief, bin fertig mit meinem Job und überlege, was ich die restlichen Stunden dieses Tages machen soll.
Mir fallen ein:
Eine Schlafkur, betrinken oder die Steuererklärung endlich erledigen. Leider habe ich die Unterlagen nicht dabei, also nur Schlafkur oder nur betrinken oder erst betrinken und dann ins Bett fallen.
Aber wie heißt es auf einem dieser kleinen Täfelchen, die man in jedem Schrebergartenhäuschen hängen sieht:
Immer wenn Du denkst,
es geht nicht mehr,
kommt von irgendwo ein Lichtlein her!
Normalerweise helfen diese Sprüchlein nie, selbst wenn man gerade ganz gewaltig im Dreck steckt. Aber weit gefehlt, plötzlich sehe ich ihn, den farbigen Lichtstreifen am Himmel: Hurra, ein Regenbogen!
Wenn man sich das oben Foto betracht, erkennt man, dass der Regenbogen der Einzige, wirklich der einzige Farbklecks in der ganze ganzen Szene ist. Das zieht einen schrecklich herunter.
Ich erinnere mich, dass es mit Regenbögen noch irgend etwas besonderes geben soll. Es heißt in Irland, dass an den Enden des Regenbogens immer ein Schatz versteckt ist. Ob das auch für Hünfeld in Nordhessen gilt?
Ich suche nach den beiden Enden des Regenbogens. Das eine Ende auf der rechten Seite entschwindet in der weiten Ferne, unerreichbar. Aber das linke Ende liegt in Richtung der Strasse und macht mir Mut, nach dem Schatz zu suchen.
Ich steige in mein Auto und fahre in die Richtung des linken Endes des Regenbogens.
Ich plane schon, was ich mit dem Reichtum alles machen will. Mich plagen einige Fragen:
- Wird der Schatz in Euro sein?
- Oder vielleicht auch in Goldmünzen?
- Wie konvertiere ich die Goldmünzen zu Euro?
Ich kann mein Bier und Schnitzel doch nicht mit einer Goldmünze bezahlen. - Oder besteht der Schatz aus Schmuck, Diamanten und Goldgeschirr. Wie mache ich die zu Geld?
- Reicht mein Kofferraum, um den Schatz transportieren zu können?
- Wie erkläre ich der Polizei, dass ich das Vermögen redlich am Ende eines Regenbogens gefunden habe? Glauben die mir?
- Muss ich dem Staat oder dem Grundstückseigentümer etwas abgeben?
- Muss man einen gefundenen Schatz versteuern?
- Ist der Schatz vergraben oder liegt er offen auf einem Stück Land?
(Mist, ich habe keine Schaufel dabei. Nun, für einen Schatz grabe ich auch mit den Händen!) - Was ist, wenn andere dem Regenbogen auch gefolgt sind? Gibt es einen Streit oder teilen wir redlich?
- Ich werde langsam richtig gierig Gibt es beim nächsten Regenbogen wieder einen neuen Schatz?
Fragen über Fragen!
Schließlich fahre ich in Hünfeld ein, hier mitten in der Stadt soll der Schatz begraben sein?
Ich bin am Ziel, hier endet der Regenbogen, aber so habe ich mir das Ganze nicht vorgestellt:
.
Der Regenbogen hat mich zwar nicht belogen, aber irgendwie fühle ich mich von ihm auf den Arm genommen. Ich bin sehr enttäuscht. Auch das Sprüchlein hat mich wieder einmal fürchterlich enttäuscht.
Offensichtlich hat sich der Regenbogen und der Lichleinspruch einen derben Spaß mit mir gemacht. Ich hab es doch gleich gewusst!
Foto des Regenbogens und die Geschichte:
Michael Deschamps, Augenschmaus
Foto Sparkasse:
Pixabay (freie Lizenz)