Pizza im Martinsviertel – natürlich im Lokales

Lokales

In der Dieburger Straße gab es die Pizzeria “Lokales”.

Das Lokales war bei seiner Eröffnung meines Wissens die erste Pizzeria in Darmstadt, die nicht von einem Italiener, sondern von einem Deutschen betrieben wurde.

Zunächst war Lokales aber nur ein Straßenverkauf neben einer Bäckerei. Man rief an oder kam vorbei, bestellte seine Pizza und nahm sie mit außer Haus.

Später schloss die Bäckerei und Lokales übernahm die Räumlichkeiten und baute sie zu einem Restaurant aus. Nun gab es hier einen Straßenverkauf und ein Lokal, später sogar noch einen Bringdienst, damals eigentlich unvorstellbar und unbekannt.

Das Lokal war immer voll und wenn man einen Platz wollte, wurde man irgendwo dazu gesetzt. Teilweise wurde man auch als Paar oder Gruppe getrennt und an verschiedenen Tischen platziert. Ein eigener Tisch war die Ausnahme. Man konnte dankbar sein, wenn man hier überhaupt seinen Hunger stillen durfte.

Zu den besten Zeiten standen die hungrigen Gäste bis auf die Straße und wurden erst herein gelassen, wenn andere Gäste das Lokal verließen.  Nur ganz früh oder ganz spät hat man die Chance, ohne langes Warten einen Platz zu bekommen.

Das Lokales löste sich immer mehr von seinen italienischen Quellen, lustig wurden ständig neue Zusammenstellungen mit eigenen Namen versehen und auf der immer größer werdenden Speisekarte aufgenommen.


Wenn ein Gast eine eigene Zusammenstellung hatte, die er mehrmals bestellte, wurde sie mit einem Namen getauft und wurde Teil der Speisekarte. Ein Freund von mir ist der Schöpfer der Kreation “Tresen” weil er gerne an der Theke saß und er eine ganz eigene Zusammenstellung der Zutaten hatte.

Hier ein kleiner Auszug aus der Speisekarte, dieser Auszug ist eine von vier (!!) Spalten. Vielleicht finden Sie ja Ihre Lieblingspizza von damals wieder!

Köche, Theke und Bedienungen waren meistens aus dem studentischen Umfeld und das Lokales war jung und ungestüm. Später wurde die Idee von Lokales als Franchising an weitere Restaurants weiter gegeben.

Diese Ableger gibt es heute noch, während das frühere Stammhaus inzwischen für immer die Pforten geschlossen hat.

Nichts erinnert mehr an die ehemalige In-Pizzeria, das Lokal wurde zu Praxisräumen umgestaltet.

Hier ist meine höchstpersönliche Pizzageschichte:
Meine allererste Pizza habe ich Ende der 60er Jahre bei Da Franco an der Stadtkirche in Darmstadt gegessen. Ihm gebührt der Verdienst, die Darmstädter als erster mit Pizza missioniert zu haben.

Freunde, die schon Geld verdient haben, hatten mich  in das neue In-Lokal “Da Franco”  eingeladen und so habe ich das erste Mal das “belegte heiße Brot mit Plockwurst, Käse, Tomaten und Pilzen” erlebt. Ich war begeistert und bin bis heute ein richtiger Pizza-Fan.

Voller Stolz führte ich kurz nach meinem Debüt meine Mutter zum ersten Mal aus, natürlich zum “Da Franco”, damit sie dieses Paradies der Sinne auch einmal erleben konnte.

Mit meinen 12 DM Taschengeld im Monat konnte ich die zwei Pizzen und zwei Getränke durchaus bezahlen und ich genoss es, meine Mutter einladen zu können. Mein Vater war essensmäßig eher konservativ und hat nichts gegessen, was er nicht kannte.

So ist also die Pizza ein Teil meines kulinarischen Lebens geworden, inzwischen gerne auch mal mit Sardellen und Kapern.

7 Antworten auf „Pizza im Martinsviertel – natürlich im Lokales“

  1. Hej hej Michael,
    sehr schöner Artikel über das “LOKALES”. Ich selbst habe einige Jahre im “Watzeviertel” gewohnt und von da aus waren meine Frau und ich in wenigen Minuten im Lokales. Die Pizzen war sehr gut und recht preiswert.
    Und beim “Da Franco” war ich Jahre lang Stammgast, weil ich bei einem italienischen Textil-Einzelhandel in der Schuchardstrasse gearbeitet habe und die “Spitzen” des Unternehmens – zu denen ich glücklicherweise gehörte – mindesten 3 Mal in der Woche bei Da Franco aßen. Für uns gab´s manchmal Gerichte, die gar nicht auf der Speisekarte standen und die uns vom Kellner empfohlen wurden. War ´ne tolle Zeit.

  2. Schöner Artikel. Danke. Beim Lesen wurden angenehme Erinnerungen wach!
    Weiß allerdings bis heute nicht, warum Lokales geschlossen hat.
    Der „Laden hat doch gebrummt“!

    1. Gegen Ende war die Qualität der Speisen sehr unterschiedlich. Man konnte Glück haben und bekam die beste Pizza der Welt und eine Woche später war die gleiche Pizza ihr Geld nicht wert. Wir sind nach zwei, drei Enttäuschungen nicht mehr hingegangen.

    1. Das sind 39 Jahre, fast eine ganze Jugend lang. Das Lokales war nicht nur ein Restaurant sondern eine Institution, Pizza war neu und aufregend, schnell, unkompliziert und günstig. Das hat gepasst. Wenn ich zurückblicke, gab es schon immer solche Essens Hypes, Schaschlikspieß, Currywurst, Döner und Schnitzelkult.

      Danke für deine Ergänzung!

  3. Ein sehr schöner Artikel, der Erinnerungen weckt. Ich war in den 90‘ern oft dort. Meine Lieblingspizzen, Salapep mit Schinken, oder Fantasia mit Thunfisch! Schade, dass es das Lokales nicht mehr gibt!

    1. Ja, das stimmt. Damals war natürlich Pizza auch noch etwas besonderes, heute gibt es Pizza an jeder Ecke! Ich danke Dir für deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Tom Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert